Goethe spricht in seinem Gedicht von der Vorfreude auf das Treffen mit seiner Liebsten, dem Geniessen des Augenblickes und dem leider viel zu schnell herangerückten Abschied. Lasst mich von meiner Vorbereitung, meiner Freude und meinem bevorstehenden Abschied berichten. Meine Kindheit hatte ein Ende, meine Schulzeit hatte ein Ende, einige Beziehungen haben ihr Ende, jeder Urlaub hat sein Ende, ja sogar jedes Menschenleben hat einmal ein Ende, und nun hat mein Freiwilligenjahr bald sein Ende. Das Gefühl das sich alles Schritt für Schritt meiner Rückkehr neigt, hat sich langsam eingeschlichen. Ich denke alles hat so richtig erst mit unserer Farewellparty vor vier Wochen begonnen. Noras und meine Abschiedsparty fand genau einen Tag nach der letzten Prüfung der Form 4, also viele unserer Freunde statt. Am Morgen des 6. Julis war Noras offizielle Verabschiedung von der Schule und den Lehrern. Danach waren wir und fleissige Helfer den ganzen Tag damit beschäftigt sieben Hühner (selbst geschlachtet), 20 kg Reis und einiges Mehr zu kochen.
Vierzehn unserer besten Freunde waren eingeladen, bei uns im Wohnzimmer mit uns zu essen, trinken und tanzen bis die Füsse wehtaten. Euleika, anfangs mein Gitarrenschüler, mittlerweile besser als ich, schrieb und sang ein Lied “God may bless you, till we meet again”, jeder der wollte, fand ein paar schöne Worte für eine Rede, die nicht nur mich zu Tränen rührten. Dabei wurde mir einmal mehr bewusst: Ich hätte nie gedacht, dass es möglich ist, so gute Freunde zu finden, die doch eigentlich so anders sind als ich. Dieser Abend geht definitiv in die Geschichte ein, also zumindest in meine.

Dancingqueen

Euleika und Kondwani
Da die meisten unserer Freunde Form 4 waren, in Chilumba nur zur Miete wohnten und nun ihre Schule beendeten, sind sie nach diesem Tag nach Hause gefahren, welches teilweise mittel- bis weitweg ist. Der eigentliche Schulbetrieb ging allerdings weiter und somit auch meine Arbeit. Nora, die anders als ich schon eher nach Hause gereist ist, hatte ihren letzten Chilumba-Tag einige Tage später und somit stand der nächste grosse Abschied an. Seitdem wohne ich nun alleine in Chilumba (naja nicht wirklich alleine, ich habe ja unseren Kater Star, Oma Nyapeti, meinen grossen Bruder Clifford, meine Nachbarn und nicht zu vergessen zahlreiche kleine wie grosse Krabbeltierchen (nicht wahr, Mama? ;))
Lange hatte ich allerdings nicht Zeit über diese Umstellung nachzudenken, da ich bald darauf nach Lilongwe aufbrach um meine Eltern vom Flughafen abzuholen. Die beiden, besuchten mich für zwei Wochen, in denen wir durch das Land reisten und einige der schönsten Orte, die Malawi zu bieten hat, sahen. Angefangen haben wir mit dem im Süden liegenden Bergmassiv Mulanje. Der höchste Gipfel Malawis ist der Sapitwa, was in der Landessprache Chichewa „unerreichbar“ bedeutet und der auf etwa 3001m liegt. In der Gegend um Mulanje wird Tee angebaut, also gingen wir auf eine geführte Teeplantagentour, bei der wir lernten, dass Tee das ganze Jahr über geerntet werden kann und ein Teebauer etwa 8 Euro für 45kg geernteten Tee bekommt, die man pro Tag etwa pflügen kann. Danach ging es nach Cape Maclear, der südlichsten Bucht des Malawisees, die nicht nur schön sondern sehr schön ist. Hier war ich schon mit den anderen deutschen Freiwilligen und habe Silvesterferien gemacht. Schnorcheln im Fischeparadies und Weisskopfseeadler füttern, kann man ja nicht alle Tage, also dachten wir uns, das geniessen wir.

Mitbringsel aus Deutschland

Während einer Bootstour zur Thumbi Insel bei Cape Malcear

Lake Malawi in Cape Maclear
Dann ging es nach Salima in ein Wildlife Reserve, von da nach Nkhata Bay wieder an den See, baden, chillen und das beste: REITEN. Am weissen Sandstrand, in den Wellen, ohne Sattel, zusammen mit Mama. Wie im Märchen. Von da sind wir in die Stadt Mzuzu, in der meine Eltern Markt und Handel, Stadtdreck und Menschentreiben erlebten und im Quartier Mzoozoozoo langsam an die für sie ungewohnten Verhältnisse des „letzten Quartieres“ der Reise rangeführt werden sollten.

Krokodilfarm in Senga Bay, Salima

Einstündiger Ausritt in Kande Beach

Auf dem Weg nach Chilumba
Das besagte letzte Quartier war „Lodge Elli“, was für mich home sweet home hiess und für meine lieben Eltern (Entschuldigt den Ausdruck) Arschbacken zusammenkneifen. Ich habe mich an meine Mitbewohner Frau Spinne und Herrn Kakerlake und den gelegentlichen Besuch von Mr. Durchfall schon lange gewöhnt, Mutter und Vater fanden diese eher, nun sagen wir mal, unliebsam. Allerdings wurden sie herzlichst in meinem Freundeskreis begrüsst, beim Direktor zum Abendessen eingeladen und in der Schule ausführlich herumgeführt. Zudem kann man in Chilumba eine ganze Menge lernen: Wie man „dieses klebrige Zeug“ mit den Fingern essen kann, wie man ohne Spiritus Feuer macht, wie man Nsima kocht (worin Mama um einiges schlauer ist als ich am Anfang), mit den Händen waschen oder sich auf Chitumbuka bedanken.

Nsima-Abendessen

Im Labor der Schule mit Direktor Mkandawire und Madam Eliza
Alles in allem war es schön sie hier zu haben, jedoch auch merkwürdig mein eigentliches malawisches Leben, gegen den Luxus der Reise einzutauschen. Eine Nacht in den Hotels in denen wir schliefen, kostete teils mehr als einer meiner Lehrerkollegen im Monat verdient. Über das gemiete Auto will ich lieber gar nicht nachdenken. Nachdem meine Eltern am 25. Juli Richtung Hauptstadt, Flughafen und Heimat aufgebrochen sind, hatte ich noch eine ganze Menge zu tun, meinen Pflichten in der Schule nachzukommen. Vier End-Of-Year-Exams korrigieren, Endnoten kalkulieren und Zeugnisse füllen, brauchte seine Zeit. Die Schulferien begannen am 28. Juli und seitdem ist es ruhig geworden. Ich reise gelegentlich da- und dorthin, verbringe aber die meiste Zeit hier in Chilumba um die mir verbleibende Zeit mit meinen mir gebliebenen Freunden zu verbringen. Und das ist gut so. Ich weiss, dass ich das alles und alle hier so schrecklich sehr vermissen werde. Es fühlt sich allerdings ganz anders an, als vor etwa einem Jahr, als ich Deustchland verliess um nach Malawi zu reisen. Ja, damals war ich auch traurig, Freunde und Familie zu verlassen, aber sicher sie alle nach zwölf Monaten wiederzusehen. Und das kann ich diesmal nicht sicher sagen. Ich möchte nach Malawi zurückkommen, weiss aber dass ich das Leben, wie ich es hier geführt habe und die liebgewonnene Arbeit an der Schule so nie wieder haben kann. Ich weiss nicht, ob ich meine Freunde je wiedersehen werde und ob der Freundeskreis wie er hier exsitiert hat, je wieder zusammenkommt. Und das macht mich unsagbar traurig. Ich freue mich auf meine Freunde und Familie, fürchte mich aber auch vor dem zunächst sehr wahrscheinlichen Fremdfühlen im Heimatland.
Ich bin Gott sehr dankbar für alles was er für mich getan hat dieses Jahr, ich war nie wirklich krank, hatte nie grosse Probleme und habe so unbeschreiblich viel erlebt, von dem ich nur einen Bruchteil in diesem Blog beschrieben habe.
Liebe Grüße und bis bald
Elisabeth